Antonis Haeppy

Katze auf Sportseite - eigenständig, zusammenhängend, orts-und raumbezogen

(Filzstift auf alter Zeitung, gefaltet, 69,5 x 51,7 cm, 2014-2018)

 

Am Donnerstagabend schlendere ich mit meinem Bekannten Antonis Haeppy durch das Museum L. Plötzlich ist er ganz aufgebracht und dann weg.

 

Später präsentiert er mir 2 künstlerische Arbeiten als Folge seines plötzlichen Verschwindens.

 

in der Beschreibung einer Installation gab die Wortfolge „Der Künstler arbeitet autonom, kontextuell und situativ...“ für ihn den Ausschlag zu Handlungsbedarf. 


Antonis Haeppy gestikuliert, wie ihm beim Lesen sofort eine Katze ihre Krallen in die Haut schlägt und seinen Hals heraufsteigt. In seinem Arbeitsraum kriecht sie dann über den Filzstift auf eine alte Zeitung seines Familiensammelsuriums.

 

„OK, autonom kenne ich vielleicht noch aus der Linkspolitik, das kommt im Alltag schon mal häufiger vor, bei kontextuell greife ich auf meine Lateinkenntnisse zurück und bei situativ merke ich, dass ich verarscht werde. An wen richten sich diese – als Erklärung gedachten?!- Wörter? Da habe ich schon sofort keine Lust mehr auf Kunst. Vor allem: Welcher Künstler arbeitet so nicht? Warum dann ausgerechnet diesem diese Wörter zuordnen? Mit Begriffen die Bildungseitelkeit streicheln, buh. Etwas erreichen und verändern soll die Kunst. Wenigstens den Blick. Nicht nur den Preis in die Höhe treiben und das Haben-haben-haben von einigen Wenigen befriedigen bzw. gleich mal die Mittelmäßigkeit ausschließen, da wir uns ja in einem Museum befinden und hier nur Großartiges hängt.“

 

Auf dem nächsten Schildchen, das ihn erregt hat, beginnt die Erläuterung eines Werkes folgendermaßen:

„Die Künstlerin schafft eine völlig neue Werkgruppe...“ -„Bla-bla-bla“, erhitzt sich Antonis Haeppy und erklärt, was ihn daran stört und in Aktion gebracht hat.

 


28, 30 – Eine völlig neue Werkgruppe

(teilweise ausgeblichenes Einzelblatt, Vorder- und Rückseite nummeriert, 10,5 x 14,7 cm, 2014 - 18)

 

(Diese Arbeit bezeichne ich als das überragende Werk Antonis Haeppys. Das mit einer Zahl beschriftete DinA5 Blatt liegt vor mir und ich drehe es in der jeweiligen Erwartung um eine 27, 29, oder 31 vorzufinden. Meine Erwartung begründet sich auf das allgemeine und erwachsene Vorwissen und: wird enttäuscht. Ungläubig wende ich es, mit dem Wunsch herauszufinden, wo was fehlt. So funktioniert die Reihenfolge doch nicht. Aber warum soll nicht etwas fehlen? Und es stellt sich ein Erleben ein: Diese einfache Enttäuschung führt zum Weiterdenken. Das, was jedes Kleinkind wohl täglich erlebt, geschieht mir hier. Ich lerne neu. Kein Zweifel: 28, 30.)

 

Zum Abschluss unserer Begegnung sagt Antonis Haeppy, fast beiläufig: "Auf der Welt geschieht Ungeheuerliches. Wir Menschen sind ungeheuerlich. Fangen wir an Verantwortung zu übernehmen. Jetzt. In allen Bereichen. Für uns selbst und unser Handeln. Und wir haben eine Chance."

 

Antonis Haeppy ist Ausnahmekünstler. Diese Werke sind nicht mit Geld, sondern nur über persönlich ausgehandelte ethische Versprechen zu erwerben. Es sind die einzigen Arbeiten, die er als Künstler geschaffen hat. Er arbeitet als Mensch und befragt man ihn nach seinem Beruf, bekommt man zu verschiedenen Zeiten diverse Antworten.